Problembeschreibung:

Der Vorbesitzer hat den Zahnriemen zuletzt vor 100 Tkm gewechselt. Eine Sichtprüfung hatte leichten Flankenabrieb ergeben. An der Oberseite und an den Zähnchen selbst waren keine offensichtliche Schäden erkennbar. Die Dichtungen zum Motor an den Zahnradritzeln waren alle noch dicht. Der Motor war trocken.

Da der Ausbau im Vergleich zu anderen PKWs verhältnismäßig einfach möglich ist, habe ich den Austausch selbst vorgenommen. Dafür mußte neben dem Riemensatz mit Spannrolle auch ein Spezialwerkzeug (Volvo# 9995284) bestellt werden, daß die Positionen der Kurbelwelle am oberen Totpunkt (OT-Punkt) fixiert.

Zu dieser Reparatur gibt es im Netz viele Informationen. Diese möchte ich nicht wiederholen und mich auf das Wesentlichste beschränken.

Reparatur:

Das Repair Manual Volvo 940 von Hayes in einfachem Englisch hat mir auch bei dieser Reparatur geholfen.Dort sind viele Instandhaltungsarbeiten auch mit Hilfe von Fotos und Skizzen gut dokumentiert. Auch die Anzugsmomente in NM sind dort zu finden.

Zusätzlich gibt es im Netz ebenfalls Reparaturanleitungen zum Zahnriemenwechsel mit NM -Angaben z.B. für die sehr fest sitzende Kurbelwellenschraube.

Für das Wechseln des Zahnriemens ohne Austausch der Wellendichtringe sind folgende Arbeiten nötig:

  • Schrauben an der Viskokupplung/Lüfter lösen und Lüfter rausfädeln.
  • Obere Abdeckung des Zahnriemengehäuses abschrauben
  • Riemenspanner an Servopumpe und Lichtmaschine lösen und Riemen abnehmen
  • OT einstellen:

Handbremse anziehen und Gang rausnehmen. Volvo 940 an beiden Vorderrädern aufbocken, um OT-Stellung leichtgängig einstellen zu können

Ratsche an Kurbelwellenschraube ansetzen und solange nach rechts drehen bis Einkerbung an Kurbelwelle mit Strich an Plastikabdeckung übereinstimmt. Die OT-Stellung der Kurbelwelle habe ich an der Kurbelwelle selbst mit rotem Nagellack sichtbar lackiert.  Auch an der Nockenwelle prüfen, ob seitliche Einkerbung mit der Markierung am Plastikunterteil übereinstimmt. Am OT-Punkt der Nockenwelle beide Zähne des alten Riemens rechts und links von der Einkerbung ebenfalls mit rotem Lack markieren

Die Markierungen werden vom alten auf den neuen Riemen übertragen und dienen als Zählhilfen. Nachdem der neue Zahnriemen aufgesetzt wurde, wird der Abstand zwischen dem Kurbelwellenritzel und der Nockenwelle zur Kontrolle "gezählt".

  • Erst jetzt wird das Spezialwerkzeug an der Innenseite der Kurbelwelle eingehackt und mit der Schraube des Zahnriemenspanners gesichert
  • Lösen der Kurbelwellenschraube mit dem T-Stück aus dem Ratschenkasten und einer Verlängerung wie z.B. ein Stück Wasserrohr aus dem Baumarkt. Nicht die Ratsche benutzen, da diese durch die hohe Krafteinwirkung kaputt gehen kann. Die Schraube sitzt sehr fest und muß nach Reparatur wieder mit einem vorgegebenen Drehmoment plus einem Winkel von 60 Grad angezogen werden.
  • Kurbelwelle abnehmen, Plastikverkleidung und Unterlegscheibe (Führungsscheibe des Riementriebs) abnehmen. Beim Einbau der Führungsscheibe auf richtige Lage achten. Falsch eingebaut wird der Zahnriemen aufgescheuert.
  • Jetzt dürfen Nockenzahnrad und Kurbelwellenritzel nicht mehr verändert werden
  • Unter der Kurbelwelle befindet sich das Kurbelwellenritzel. Auch hier Bezugspunkte des Kurbelwellenritzels sowie die Zahnriemenzähne rechts und links der Erhebung rot markieren, um später den neuen Riemen mit gleichem Zähnezahlabstand von der Nockenwelle aus wieder einzusetzen.
  • Fotos von Markierungen machen, Zähnezahl des alten Riemens von markierter Stelle an Nockenwelle zur markierten Stelle an Kurbelwelle zählen.
  • Schraube lösen, Feder der Spannrolle zusammendrücken und mit einem Stahlnagel im gespannten Zustand halten. Jetzt alten Zahnriemen mit roten Markierungen abnehmen. Die neue Spannrolle einsetzen und mit Schraube zunächst nur gegen Herausfallen sichern. Die Federkraft soll erst im eingebauten Zustand den neuen Riemen wieder wirken.  
  • Markierungen des alten Riemens auf neuen Riemen übertragen.
  • neuen Zahnriemen gemäß Markierungen auf Kurbelwellenritzel, dann auf Umlenkrolle und zuletzt an Nockenwelle legen und über Spannrolle führen.
  • Markierungen des neuen Zahnriemens mit Foto vom Ursprungszustand abgleichen und gegenfalls Laufrichtung des Riemens beachten, Zähne zwischen Nockenwellenrad und Kurbelwellenritzel zählen
  • Feder der Spannrolle lösen (Stahlnagel rausziehen) und Schraube an Spannrolle festziehen.
  • Wasserpumpenriemenscheibe wieder draufsetzen und festschrauben

Den Keilriemen (Volvo# 973487 mit 1013mm Länge und 11,9mm Breite), der Wasser- und Servopumpe mit der Kurbelwelle verbindet habe ich ersetzt. Grundsätzlich sollten sich die Riementriebe mit dem Daumen ca. 1 cm reindrücken lassen. Zu stark gespannte Riemen können Lagerschäden an Servo- und Wasserpumpe verursachen. Dann können die Schrauben an den Riemenspannern des Generators und der Servopumpe wieder festgezogen werden.

Die Wellendichtringe an der Kurbelwelle (Volvo# 1276425)  sowie an der Nocken- und der Zwischenwelle (Volvo# 6842273) mußte ich nicht ersetzen.

Alles wieder in umgekehrter Richtung wieder zusammenbauen.